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Gewaltfrei Kommunizieren: Konflikte konstruktiv lösen

Gewaltfreie Kommunikation bietet einen wertvollen Ansatz, um über mentale Belastungen zu sprechen, egal ob man selbst betroffen ist oder jemandem beisteht. Dieser Beitrag erkundet, wie man durch gewaltfreie Kommunikation Sorgen teilen und Konflikte in Beziehungen, Freundschaften und innerhalb der Familie bewältigen kann. Die gewaltfreie Kommunikation bietet Werkzeuge, um Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, ohne andere zu beschuldigen oder zu kritisieren, und hilft, Kritik empathisch anzunehmen, statt sie persönlich zu nehmen. Der erste Schritt bei Gewaltfreier Kommunikation ist, Beobachtungen zu beschreiben und dabei keine Wertungen vorzunehmen. Wie das geht, was die anderen Schritte sind und wie daraus eine konstruktive, verbindende Kommunikation gefördert wird, haben wir uns genauer angesehen.

Gewaltfrei Kommunizieren: Konflikte konstruktiv lösen

Eine alarmierende Entwicklung: Die Forschung zeigt, dass sich die psychische Gesundheit vieler Jugendlicher und junger Erwachsener zunehmend verschlechtert (Mastrotheodoros, 2021). Dies wird deutlich anhand einer steigenden Zahl von registrierten psychischen Störungen wie Depressionen und Angstzuständen sowie einer erhöhten Nachfrage nach psychologischen Therapien und Beratungsangeboten in dieser Altersgruppe. Da eine einfühlsame und klare Kommunikation direkte positive Effekte auf die psychische Gesundheit haben kann, ist die Art und Weise wie wir miteinander kommunizieren auch besonders in diesem Kontext wichtig. Empathische Kommunikation schafft ein Umfeld der Unterstützung und des Verständnisses, das Gefühle der Isolation verringern und nicht nur persönliche Beziehungen verbessern, sondern auch das Stigma um psychische Störungen abbauen kann.

Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

Die Gewaltfreie Kommunikation, im Englischen Nonviolent Communication, ist ein Ansatz zur Konfliktlösung und empathischen Verbundenheit mit sich selbst und Anderen und wurde in den 1960er-Jahren von Marshall B. Rosenberg entwickelt. Sie entstand in einer Zeit politischer und sozialer Umbrüche, als Studierendenproteste, Bürgerrechtsbewegungen und kulturelle Veränderungen die USA erschütterten. Rosenberg, der aus einem Gewalt-geprägten Umfeld kam, schuf Gewaltfreie Kommunikation als Werkzeug zur Förderung eines verständnisvolleren Miteinanders.

Der Kern der Gewaltfreien Kommunikation liegt in der Art und Weise, wie wir kommunizieren und denken, wobei die Sprache eine zentrale Rolle spielt. Menschen können Andere durch Worte verletzen. Das Gefühl, dass jemand uns wirklich hört, versteht und unsere Anliegen ernst nimmt, steigert die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und stärkt den gegenseitigen Respekt. Gewaltfreie Kommunikation zielt darauf ab, durch den bewussten Gebrauch der Sprache Verbindungen zueinander aufzubauen, anstatt Grenzen zu errichten. Im Zentrum steht die Annahme, dass alles menschliche Verhalten darauf abzielt, Bedürfnisse zu erfüllen. Die Gewaltfreie Kommunikation bietet praktische Werkzeuge, um Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, ohne andere zu beschuldigen oder zu kritisieren. Sie hilft auch dabei, Kritik nicht persönlich zu nehmen, sondern durch mitfühlendes Hören die dahinterliegenden Bedürfnisse zu verstehen.

Gewaltfreie Kommunikation ist nicht nur in persönlichen Interaktionen relevant, sondern auch in größeren Konflikten zwischen Gruppen oder Ethnien. Die Methode zeigt, wie durch kooperatives Handeln die Bedürfnisse aller Beteiligten besser erfüllt werden können und wie das natürliche Bedürfnis des Menschen, anderen zu helfen, geweckt wird. Gewaltfreie Kommunikation ist somit ein Weg, Verständnis, Kooperation und Respekt in verschiedenen Lebensbereichen zu fördern (Über die Gewaltfreie Kommunikation, o.D.).

Wozu Gewaltfreie Kommunikation?

Die Gewaltfreie Kommunikation vermeidet Angriffe und konzentriert sich auf die zugrundeliegenden Gefühle und Bedürfnisse hinter den oft unüberlegten Äußerungen des Gegenübers. Anstatt sich auf Fehler oder Mängel des Anderen zu fokussieren, betrachtet die Gewaltfreie Kommunikation die Ursachen für unsere eigenen Gefühle, was in konstruktiveren Reaktionen resultieren kann. Ohne diese Herangehensweise kommt es oft zu einem Kreislauf aus Vorwürfen, Kritik, Rechtfertigungen und Rückzug, der in Konflikten und Streitigkeiten mündet (Baller & Schaller, 2016).

Aggression in der Kommunikation

Wenn uns jemand mit Worten angreift, neigen wir oft dazu, uns zu verteidigen und zurückzuschlagen. Solche Wortgefechte tragen meist nicht zur Lösung bei, sondern verschlechtern häufig die Beziehung zwischen den Beteiligten, die sich dann eher als Gegner denn als Gesprächspartner fühlen. Der Ausgangspunkt dieses Verhaltens ist meistens eine negative Bewertung der anderen Person oder ihres Verhaltens. Laut Rosenberg ist die Aggression gekennzeichnet durch:

  • Analyse: „Wenn du das beachtet hättest . . . “
  • Kritik: „So ist das falsch, das macht man so . . .
  • Interpretationen: „Du machst das, weil . . .
  • Wertungen: „Du bist klug, faul, du liegst richtig, falsch . . .
  • Strafandrohungen: „Wenn du nicht sofort, dann . . .
  • Sich-im-Recht-Fühlen: „Immer muss ich . . .

In der Gewaltfreien Kommunikation hingegen legt man den Fokus auf die eigenen Gefühle. Dabei wird bewusst darauf geachtet, in der Kommunikation Formulierungen zu vermeiden, die vom Gegenüber als Bewertung, Beschuldigung, Kritik oder Angriff wahrgenommen werden könnten. Diese Art der Kommunikation zielt darauf ab, Konflikte ohne Gewalt oder Aggression zu lösen, daher auch der Name „Gewaltfreie Kommunikation“ (Baller & Schaller, 2016).

Warum gewaltfrei kommunizieren lernen?

Gewaltfreie Kommunikation hilft uns dabei, unsere Gefühle wie Wut, Traurigkeit oder Hilflosigkeit besser zu verstehen und zu handhaben. Anstatt in Streit zu geraten oder Vorwürfe zu machen, ermöglicht Gewaltfreie Kommunikation, offen und wertschätzend zu kommunizieren. Dadurch werden Konflikte eher gelöst, statt sie zu verschärfen oder zu vermeiden.

Gewaltfreie Kommunikation hilft uns auch, empathischer mit uns selbst umzugehen. Sie ermöglicht es uns, die Ursachen unserer eigenen negativen Gefühle zu verstehen und dementsprechend positive Veränderungen in unserem Verhalten vorzunehmen. Dies führt nicht nur zu einem friedvollen Umgang mit Anderen, sondern auch zu einem freundlicheren Umgang mit sich selbst. Dadurch können wir unser Leben insgesamt zufriedenstellender gestalten (Gewaltfreie Kommunikation lernen, o.D.).

Warum kommunizieren wir überhaupt?

Mit anderen Menschen zu kommunizieren ist ein wichtiger Bestandteil in unserem Alltag. Wir kommunizieren, um uns mitzuteilen. Dabei kommunizieren wir aus verschiedenen Gründen: um Informationen auszutauschen, Aufmerksamkeit zu erlangen, Kontakte zu knüpfen, Erklärungen zu geben, Vereinbarungen zu treffen oder Probleme zu lösen. Die Kommunikation kann etwa verbal durch Reden oder nonverbal durch Körpersprache sowie auf unterschiedlichen Wegen, wie Sprechen oder Schreiben, oder über digitale Medien erfolgen (Mikulec-Schwarz, 2023).

Paul Watzlawick stellte sein bekanntes Axiom bezüglich Kommunikation auf: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Damit meint er: Wir verständigen uns immer, egal, was wir tun. Ob wir mit einer Person sprechen oder diese ignorieren. Nicht nur Sprache allein ist Kommunikation. Damit wir uns untereinander verständigen können, ist eine klare Kommunikation wichtig. Dabei kommt der Sprache eine besondere Bedeutung zu. Mithilfe der Sprache können Botschaften von Sender an Empfänger vermittelt werden. Die Empfangenden können wiederum ihre Reaktion oder Meinung durch Sprache zurücksenden. Die Sprache spielt damit eine zentrale Rolle in der menschlichen Kommunikation. Sie erlaubt es zum Beispiel, Auskünfte über sich oder die Welt zu geben oder andere Personen zu Aktivitäten zu veranlassen. Im Verlauf dieser Kommunikation wechseln sich typischerweise das Verstehen und das Produzieren von Sprache ab (Beyer & Gerlach, 2018; Grundlagen der Kommunikation, 2020; Watzlawick, 2016).

Wertschätzend kommunizieren: Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

Oft greifen Menschen zu aggressiver Sprache, weil sie nicht gelernt haben, ihre Wünsche auf konstruktive und annehmbare Weise zu äußern. Dabei stellt sie genauso einen Versuch dar, Bedürfnisse zu erfüllen, nur eben durch Macht und Drohung. Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation zeigen, wie man Bedürfnisse wertschätzend zum Ausdruck bringen kann:

  • Beobachten statt Bewerten oder Interpretieren.
  • Gefühle wahrnehmen und benennen.
  • Bedürfnisse wahr- und ernst nehmen.
  • Auf der Grundlage der Bedürfnisse klare und erfüllbare Bitten äußern.

Die vier Schritte können sowohl zu Selbstmitteilungen als auch zu der Einfühlung in andere verwendet werden. Bei der Selbstmitteilung teilt man seine Gefühle und Bedürfnisse mit und formuliert eine damit verbundene Bitte. Bei der Einfühlung versucht man, die Bedürfnisse des Gegenübers zu verstehen und eine Verbindung herzustellen. In Konfliktsituationen entfaltet Gewaltfreie Kommunikation ihre verbindende und transformierende Wirkung durch das Wechselspiel von Selbstmitteilung und Einfühlung (Baller & Schaller, 2016).

Beobachten statt Bewerten

Im ersten Schritt beschreibt man, was man beobachtet hat. Hierbei geht es darum, nur das zu benennen, was tatsächlich beobachtet wurde, so wie es auf einer Tonaufnahme oder in einem Video festgehalten werden könnte. Bewertungen und Urteile sollten dabei möglichst vermieden werden, da sie die Realität verzerren können.

Beispiel für eine Beobachtung mit Wertung:

Warum reagierst du so wütend?

Beispiel für eine wertfreie Beobachtung:

Ich sehe, dass du gerade deinen Blick abgewendet und tief durchgeatmet hast.

Wenn man allerdings eine Beobachtung mit einer Wertung verbindet, kann dies akzeptabel sein. Zum Beispiel:

Wenn du dem Bettler 5 Euro gibst, finde ich das großzügig“.

Wichtig ist es außerdem, Verallgemeinerungen wie „immer“, „nie“ oder „jedes Mal“ und Vergleiche und Vorwürfe zu vermeiden. Das Ziel ist es, Beobachtungen ohne Bewertung auszudrücken, was den ersten Schritt der Gewaltfreien Kommunikation ausmacht (Hubert, 2020).

In unseren Ohren erscheint die förmliche Sprache der Gewaltfreien Kommunikation meist fremd. Es ist nicht die „normale“ Sprache, wie wir sie im täglichen Miteinander gebrauchen. Die Sprache, die wir gewohnt sind und die wir im Alltag verwenden, ist geprägt von Bewertungen, Unterstellungen von bestimmten Absichten, Verallgemeinerungen und Vorwürfen. Sich in der Sprache der Gewaltfreien Kommunikation auszudrücken, ist Übungssache und muss nicht unnatürlich klingen. Ein praktischer Ansatz ist es, das Entstehen von Urteilen und Interpretationen in Form einer Beobachtung zu formulieren (Beobachten ohne zu bewerten, 2021):

  • Wenn ich dich das so sagen höre, dann steigt in mir der Gedanke auf, dass …
  • Ich merke, dass ich mir da gerade eine Meinung gebildet habe
  • Ich stelle fest, dass ich gerade in Urteilen denke

Gefühle wahrnehmen und benennen

Offen über Gefühle zu sprechen, ist in unserer Gesellschaft unüblich und kann erst einmal ungewöhnlich für einen wirken und einiges an Mut erfordern. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Gefühle klar auszudrücken und sind sich dieser oft nicht einmal bewusst. Stattdessen neigen sie dazu, ihre Gefühle mit Gedanken oder Bewertungen zu verwechseln, die mehr über ihre eigene Sichtweise als über tatsächliche Emotionen aussagen. Ein Beispiel dafür ist der Satz „Ich fühle mich als Student unzulänglich“, der keine echte Emotion beschreibt, während „Ich fühle mich als Student enttäuscht über mich selbst“ ein konkretes Gefühl zum Ausdruck bringt. Oft wird das Wort „Gefühl“ benutzt, ohne dass dabei wirklich ein Gefühl benannt wird. Um Emotionen besser zu kommunizieren, ist es hilfreich, spezifische Wörter für konkrete Gefühle zu verwenden, anstatt sich auf vage oder allgemeine Ausdrücke wie „gut“ oder „schlecht“ zu verlassen. Obwohl es anfangs ungewöhnlich erscheinen mag, können das wertfreie Beobachten und das Benennen der eigenen Gefühle durch wiederholte Übung erlernt werden (Hubert, 2020).

Das Gefühlsrad von Gloria Willcox (1982), das eine Vielzahl von Emotionen darstellt, kann bei der Benennung von Gefühlen helfen.

Gefühle, zusammengefasst in einem Rad: verletzt feindselig sauer wütend zornig hasserfüllt kritisch abgelehnt unsicher hilflos unterwürfig verwirrt schüchtern eifersüchtig egoistisch frustriert wutentbrannt gereizt misstrauisch extravagant amüsiert perplex entmutigt anregend peinlich töricht bedeutungslos schwach wichtig hoffnungsvoll friedvoll wertgeschätzt kraftvoll respektiert stolz freudig usst bewusst kreativ verspielt energetisch ängstlich zuversichtlich Klug wertvoll kostbar erfüllt fröhlich wunderbar gelassen offen entspannt nachdenklich sentimental aufmerksam vertraut liebevoll zufrieden vertrauensvoll erfüllt echt wichtig hoffnungsvoll friedvoll wertgeschätzt kraftvoll respektiert unzulänglich elend dumm einsam deprimiert beschämt schuldig schüchtern minderwertig gelangweilt apathisch schläfrig

Bedürfnisse wahrnehmen

In der Gewaltfreien Kommunikation wird betont, dass unsere Gefühle durch unsere Bedürfnisse beeinflusst sind, nicht direkt durch die Handlungen Anderer. Negative Gefühle spiegeln oft, was wir selbst benötigen und bisher nicht erfüllt haben. Das heißt, die Ursache für negative Gefühle sind in der Regel unerfüllte Bedürfnisse. Anstatt anderen die Schuld für unsere Gefühle zu geben, sollten wir lernen, unsere eigenen Bedürfnisse zu erkennen, zu akzeptieren und auszudrücken. Dazu zählen Bedürfnisse wie Autonomie, Integrität, Zugehörigkeit und zwischenmenschliche Nähe. Rosenberg hebt hervor, dass das Ausdrücken dieser Bedürfnisse die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie erfüllt werden (Hubert, 2020).

Klare Bitten äußern

Nachdem man seine Bedürfnisse erkannt hat, ist es wichtig, diese in Form von klaren, spezifischen Bitten zu kommunizieren. Diese Bitten sollten realistisch sein und als Wunsch in positiver Sprache formuliert werden, ohne Forderungen oder Druck zu vermitteln. Dabei ist es entscheidend, sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu sein, da unklare Bitten wie Forderungen wirken können. Dabei ist es hilfreich, klar zu sagen, was man für Erwartungen hat. Das kann eine spezifische Aktion sein, zusammenfassen, was gesagt wurde, ehrliches Feedback geben oder um eine Antwort bitten. Rosenberg rät, Verallgemeinerungen und Sollte-Formulierungen zu vermeiden und stattdessen Ich-Botschaften zu nutzen, um die persönliche Wahrnehmung und Gefühle auszudrücken. Dies fördert Empathie und hilft, Konflikte zu vermeiden, indem es das Verständnis und die Akzeptanz zwischen den Gesprächspartnern verbessert (Hubert, 2020).

Ich-Botschaften

Du-Botschaften und Ich-Botschaften spielen in der Gewaltfreien Kommunikation eine zentrale Rolle. Du-Botschaften enthalten oft Schuldzuweisungen und Kritik, die den Empfänger in eine defensive Haltung drängen können. Zum Beispiel könnte eine Aussage wie „Du bist immer zu spät!“ den Empfänger dazu bringen, sich zu rechtfertigen oder sogar mit einer Gegenbeschuldigung zu antworten. Solche Botschaften fördern Konflikte und Missverständnisse, weil sie den Empfänger als Problem darstellen, ohne auf dessen Gefühle oder Perspektive einzugehen.

Im Gegensatz dazu stehen die Ich-Botschaften. Diese drücken die persönlichen Gefühle, Bedürfnisse und Gedanken des Sprechers aus, ohne den Empfänger direkt anzuklagen. Durch Formulierungen wie „Ich fühle mich gestresst, wenn wir zu spät kommen“ wird ein Raum für Verständnis und Empathie geschaffen. Ich-Botschaften helfen, Abwehrhaltungen zu vermeiden und fördern eine konstruktive und verständnisvolle Auseinandersetzung mit dem Konflikt. Sie erlauben es beiden Parteien, ihre Sichtweisen offen zu teilen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen.

Beispiele für Ich-Botschaften

Beispiele aus meinerede.com;

Du-Botschaft: „Sie hören mir ja gar nicht zu!

Ich-Botschaft: „Ich fühle mich gerade nicht mehr verstanden.

Du-Botschaft: „Sie haben da einen schwerwiegenden Fehler gemacht.

Ich-Botschaft: „Wenn ich richtig liege, ist Ihnen hier ein Fehler unterlaufen.

Du-Botschaft: „Du hast mich weder angerufen noch angemailt.

Ich-Botschaft: „Ich habe ein E-Mail oder einen Anruf von dir erwartet.

Du-Botschaft: „Du trinkst zu viel!

Ich-Botschaft: „Ich habe Schwierigkeiten damit, wenn ich dich viel trinken sehe.

Ein Praxisbeispiel für Gewaltfreie Kommunikation

Aus dem Buch von Baller und Schaller (2016, S. 74);

Beispiel für eine Selbstmitteilung (Mutter im Gespräch mit Sohn):

  1. Beobachtung: „Du stehst auf und schaust aus dem Fenster, wenn ich mit dir über das Thema Schule sprechen will.
  2. Gefühl: „Ich fühle mich besorgt und auch etwas ratlos …
  3. Bedürfnis: „… weil ich wissen möchte, wie es dir in der Schule geht und auf welche Weise ich dich unterstützen kann.
  4. Bitte: „Bitte sage mir, was du brauchst, um mit mir darüber reden zu können.

Beispiel für einfühlsames Zuhören:

  1. Beobachtung: „Du stehst auf und schaust aus dem Fenster, wenn ich mit dir über das Thema Schule sprechen will.
  2. Gefühl: „Kann es sein, dass du ziemlich genervt bist?
  3. Bedürfnis: „… und du im Moment einfach nur Ruhe und Entspannung brauchst?
  4. Bitte: „Möchtest du, dass wir zu einem anderen Zeitpunkt darüber reden?

Warum gewaltfreie Kommunikation lernen?

Gewaltfreie Kommunikation verbessert die Kommunikation mit anderen Menschen, besonders in problematischen Situationen. Sie lehrt uns, unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, zu verstehen und klar auszudrücken. Dies erleichtert das gegenseitige Verstehen und das friedliche Lösen von Konflikten. Gewaltfreie Kommunikation ist ein konstruktiver Ansatz, um sich klar und respektvoll auszudrücken. Sie fördert das Erkennen und respektvolle Äußern eigener Bedürfnisse. Die Anwendung der Prinzipien aus der Gewaltfreien Kommunikation ermöglicht es den Personen, nicht nur ihre eigenen Bedürfnisse, sondern auch die ihrer Gesprächspartner besser zu verstehen und zu kommunizieren. Dies fördert Empathie und Selbstreflexion, was zu konstruktiveren und empathischeren Gesprächen führt. Solche Fähigkeiten sind sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Umfeld nützlich, da sie helfen, Konflikte zu entschärfen und die Kommunikation insgesamt zu verbessern. Indem man lernt, sich klar und ohne Vorwürfe auszudrücken, können Beziehungen gestärkt und ein tieferes Verständnis für die emotionalen Dynamiken entwickelt werden, die in Diskussionen eine Rolle spielen (Gewaltfreie Kommunikation lernen, o.D.).

Auch Kinder können Gewaltfreie Kommunikation lernen

Das Konzept der gewaltfreien Kommunikation lässt sich auch in der Kindererziehung anwenden. Gewaltfrei mit seinen Kindern zu kommunizieren bedeutet liebevoll, wertschätzend und partnerschaftlich miteinander zu reden. Gewaltfreie Kommunikation ermöglicht es, für Kinder und Jugendliche ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich angenommen und geborgen fühlen. Sie lehrt Kinder, ihre eigenen Gefühle besser zu verstehen und auszudrücken. Kinder lernen, klar zu sagen, was sie brauchen, ohne andere zu beschuldigen oder anzugreifen. Das hilft ihnen, Konflikte friedlicher zu lösen. Indem Kinder sehen, wie sie über ihre Gefühle und Bedürfnisse sprechen können, verbessern sich ihre Kommunikationsfähigkeiten. Das ist nicht nur zu Hause wichtig, sondern hilft ihnen auch in der Schule und mit Freund:innen (GKF mit Kindern/Jugendlichen, o.D.).

Wie kann ich Gewaltfreie Kommunikation lernen?

Gewaltfrei.at bietet zum Beispiel eine Vielzahl von Ressourcen und Trainings an, um Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen, von privaten Beziehungen bis zu professionellen Umfeldern, zu unterstützen. Das Ziel ist es, durch verbesserte Kommunikationsfähigkeiten Empathie und Verständnis in zwischenmenschlichen Beziehungen zu erhöhen.

Zu den Angeboten gehören Seminare und Workshops, in denen die Gewaltfreie Kommunikation praktisch angewendet wird. Sie sind sowohl für Einzelpersonen als auch für Gruppen gedacht, darunter auch Schulklassen, und decken Themen wie Konfliktlösung, emotionale Selbstfürsorge und effektive Kommunikation in Familien oder Arbeitsumgebungen ab. Weitere Informationen zum Angebot und den Zielgruppen gibt es direkt auf deren Website.

Quellen

Baller, G., & Schaller, B. (2016). Kommunikation im Krankenhaus: erfolgreich kommunizieren mit Patienten, Arztkollegen und Klinikpersonal. Springer-Verlag.

Beobachten ohne zu bewerten. (2021, 20. Jänner). Leuchtturm Eltern. https://leuchtturm-eltern.de/beobachtung/

Beyer, R., Gerlach, R. (2018). Sprache. Sprache und Denken, 5-81. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17488-0_2

Gewaltfreie Kommunikation lernen. (o.D.). gewaltfrei-online.de.

GFK mit Kindern/Jugendlichen. (o.D.). gewaltfreie Kommunikation Austria. https://www.gewaltfrei.at/gfk-mit-kindernjugendlichen

Grundlagen der Kommunikation – Eine einfache Übersicht. (2020, 26. November). Nachhilfe-team.net. https://www.nachhilfe-team.net/studitipps/grundlagen-der-kommunikation

Hubert, C. C. Dialogkultur. (2020). https://doi.org/10.1007/978-3-658-37801-1_14

Ich Botschaften und Du Botschaften. (o.D.). Erzieherkanal.de. https://www.erzieherkanal.de/ichbotschaftendubotschaften

Ich-Botschaften richtig anwenden. (o.D.). meinerede.com.

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Mastrotheodoros, S. (2021). The effects of COVID-19 on young people’s mental health and psychological well-being.

Mikulec-Schwarz, W. (2023, 03. August). Wie persönlich muss Kommunikation sein? Ikp.at. https://ikp.at/de/blog/know-how/wie-persoenlich-muss-kommunikation-sein/

Über die Gewaltfreie Kommunikation. (o.D.). gewaltfreie Kommunikation Austria. https://www.gewaltfrei.at/ueber-die-gewaltfreie-kommunikation

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